Hallo Fährengäng
ich möchte mal die Chance nutzen, mich völlig unmöglich zu machen. Ich spreche mal ein paar Themen an, die zu kontoversen Beiträgen reizen könnten, und ich mache es nicht, um Klicks zu generieren.
Im Forum, wie auch bei Vespa-Fahrern allgemein. bin ich ja nur "adoptiert", fahre einen Beverly. Trotzdem bin ich seit Jahren gelegentlich mit Vespa-Fahrern unterwegs. Wenn bei dieser Sache herauskommen sollte "dann geh' noch nach drüben", dann wäre das schade. Trotzdem:
Mich nerven zwei Dinge:
1.) Acrachowitschs, vor allem ohne DB-Eater.
2.) Zweitakt-Vespen, wenn sie im Rudel auftreten
Ich habe noch einen weiteren Punkt, aber der kommt extra.
1.) Acrachowitschs, insbesondere ohne DB-Eater.
"Musik wird als störend oft empfunden, weil sie mit Geräusch verbunden" sagte Wilhelm Busch einmal. Und bei Musik sind die Geschmäcker halt verschieden.
Wer sich eine Vespa leisten kann, kann sich auch einen Krach-Auspuff leisten, behaupte ich einfach mal. Daraus folgert: wer den Krach liebt, hat einen solchen Auspuff, und wer ihn nicht liebt, DER HAT KEINEN! Bei somit aller Empathie mit Acrachowitsch-Fahreren (oder Leovinz, oder was auch immer), können die nicht -abgesehen von Benzingesprächen oder Bierchen- unter sich bleiben?
Natürlich möchten wir unsere Zeit auch mit diesen Fahrern und Fahrerinnen verbringen, aber bei einer Ausfahrt stundenlang hinter diesem "kernigen Sound" hinterher zufahren ist eine Zumutung! Ich spreche jetzt nicht von der Zumutung gegenüber den Leuten in Wohgebieten oder sonstwo, an denen man vorbeifährt, wenn ich in einer solchen Situation bin, bin ich auch genervt, aber das geht wenigstens vorbei. Aber stundenlang hinter einer solchen Krachquelle hinterherzufahren, das geht gar nicht! Und Abstand hilft leider nur bedingt, da diese Dinger Ihren Krach nach hinten herausblasen, und das recht effektiv.
"Sicherheit" durch den Krach, "Loud Pipes save Lifes" und so, das ist Quatsch, da man "vor" diesen Dingern nichts davon hört, und ich denke mal, AUF einer solchen Vespa bekommt man auch nur einen Bruchteil des bezahlten Lärms.
Lösungsansatz: Die Brüllkisten ans Ende bei gemeinsamen Ausfahrten!
So können auch "normale" Passanten sich an bunten Rollern erfreuen, bis das bittere Ende kommt; und nicht schon beim zweiten vorbeifahrenden Roller Steine aufheben
. Nutzt ja nichts, wenn man einen schönen Formationsflug über die Dörfer inszeniert, und den guten Eindruck sofort akustisch ruiniert!
PS: Es nutzt auch nichts, wenn "alles regelkonform" ist, wenn die Lautstärke nicht stimmt. Die Unterscheidung zwischen "Sound" und "Krach" ist subjektiv, vielleicht mal die Umwelt fragen? (Und ich habe bewusst das gelgentliche Zwischengas aus "Freude am Sound" nicht angesprochen)
2.) Zweitakt-Vespen
Sie sind schön, sie sind historisch wertvoll, reine Nostalgie, einfache und effiziente Technik, man kann sie schalten ganz wie früher, sie verleihen den Nimbus des Puristen, und sie stinken!
OK, sie duften, und auch bei mir rufen sie Erinnerungen an an Sonntagen neben der Moto-Cross-Bahn verbrachte Stunden wach. Aber für solche, positiven Assoziationen reichen ein- bis zwei Nasen voll. Irgendwann geht der Duft in Gestank über! und diesen Gestank bekommen vor allem diejenigen ab, die hinter einem solchen Fahrzeug, wesentlich schlimmer, hinter MEHREREN solchen Fahrzeugen hinterherfahren (müssen).
Ich schaue mit gerne solche Vespen an, je älter desto lieber. Auch würde ich gerne an einem solchen Teil schrauben. Und ich könnte auf Anhieb ein halbes Dutzend Leute mit solchen Teilen nennen, die ich voll sympathisch finde und mit denen ich gerne rede.
Aber auch hier: können die Freunde des gepflegten blauen Dunstes nicht unter sich bleiben SOLANGE SIE DIESEN BLAUEN DUNST PRODUZIEREN? Der Qualm von 15 Zweitaktern verflüchtigt sich in den durchfahrenen Ortschaften innerhalb von Minuten, aber eine Stunde schnüffeln am Auspuff ist für die meisten Menschen unangenehm.
Hier kommt erschwerend hinzu, dass es gelebte Praxis ist, die schwächeren Teilnehmer (und das sind die Zweitakter meistens) bei Ausfahrten vorne mitfahren zu lassen und die Geschwindigkeit mitbestimmen zu lassen. Ist absolut sinnvoll, kollidiert aber mit dem Gestank, den diese Fahrzeuge IN GRÖSSERER ANZAHL UND AUF DAUER produzieren. Herrje, wenn ich stinke, habe ich auch Verständnis dafür, dass man nicht mit mir kuscheln möchte. Aber wenn ich an der frischen Luft eine rauche bin ich seltsam berührt, wenn jemand die Nase rümpft, würde aber von niemandem verlangen, mich in ein verqualmtes Raucher-Abteil zu begleiten (wenn es sowas noch gäbe). Genau so toleriere ich vorübergehnd den Zweitaktgeruch, ja freue mich VORÜBEGEHEND sogar daran.
Ich bin so froh, dass die Fährengäng KEINE Trennung zwischen echten Blechvespen und dem Rest der Zweiradwelt praktiziert, und so soll es auch bleiben, aber ich würde mich freuen, wenn sich eine Sensibilität für diese Problematik bei den Zweitaktölverbrennern entwicklen würde.
Lösungsansatz: die Qualmer auch ans Ende der Schlange.
Ob nun die akustische vor der olfaktorischen Umweltverschmutzng fährt, oder umgekehrt, ist mir vollkommen egal.
Abschließend: Als Raucher bin ich auch gelegentlich ein Störfaktor, mein Anblick und mein Mopped erfüllen fast den Tatbestand der optischen Umweltverschnutzung, insofern bin ich auch auf Toleranz angewiesen. Trotzdem meine ich, das mal ansprechen zu müssen.
Was kann nun passieren?
a.) "Geh doch nach drüben" oder "Geh doch zu netto"
Wäre schade drum, aber könnte natürlich passieren, wenn der Leidensdruck zu hoch wird.
b.) "Das hätte ich auch gerne mal angesprochen, aber ich will ja nicht intolerant erscheinen"
Mir ist Toleranz wichtig, aber wenn jemand sich seiner Wirkung auf die Umwelt (oder Teile davon) nicht bewusst ist, dann muss man das ansprechen. Übrigens: MEINE Toleranz endet dort, wo jemand sagt "Ist mir schon klar, aber scheißegal" (ist eine legitime Einstellung, nur dann ohne mich, dann verlässt das die Sachebene und wird persönlich).
c.) Man überdenkt ggf. die Sachlage, und es entwickelt sich eine Haltung, bspw. analog zu den Rauchern, die inzwischen auch weitgehend akzeptiert haben, dass sie nicht mehr am abgedeckten Tisch oder vor'm Bierchen eine qualmen können, sondern auch bei schlechtem Wetter bei Bedarf vor die Tüer oder auf den Balkon verschwinden. Vielleicht finden sich auch Leute, die meine Sichtweise nachvollziehen können oder bereits ähnliche Gedanken hatten.
Es wäre schön, wenn wir die gelebte Diversität erhalten könnten! Und während ich das geschreiben habe, hatte ich zahlreiche, wirklich liebe "Clubkameraden" vor meinem geistigen Auge.
Aktueller Anlass:
10 Jahresfeier der Fährengäng, wäre schön, wenn man bis dahin eine möglichst produktive Diskussion geführt und eventuelle Emotionen sich wieder gelegt hätten.
bis denne ...
compasss