Lambretta V 50 / 125 / 200
Verfasst: Mo 24. Jun 2019, 13:04
Nachdem hier nach Erfahrungen gefragt wurde, die offenbar bislang nicht vorliegen, habe ich am Wochenende einen Selbstversuch gestartet. Mir ist klar, dass es hier einige gibt, die das Design der neuen Lambretta nicht mögen und alle möglichen anderen Vorbehalte äußern aber vielleicht interessiert doch den einen oder anderen mein persönlicher Eindruck:
Eigentlich wollte ich gerne die größtmögliche Motorisierung testen, die aber nicht verfügbar war und so wurde es eine rote V 125 Special:
Was soll ich sagen? Ich bin ehrlich gesagt sehr angetan von dem Roller. Ich schreibe das nicht um Vespa schlecht zu machen (habe ich mE in keinem meiner bisherigen Beiträge) oder um Zweifel an der Marke zu sähen. Ich bekomme auch keine Provisionen von irgendwem aber ich muss fairerweise sagen: Well done, Lambretta!
Das fängt mit der Farbe an: Ich bin beileibe kein Fan von rot (aber die hatten gerade keinen anderen Vorführer) aber im Sonnenlicht ist dieses rot deutlich tiefer als auf den Bildern. Es ist wirklich hübsch! Und die Lackierung ist makellos. Keine Einschlüsse, keine „Orangenhaut“. Ich habe tatsächlich auch 2 andere (eine weiße und eine matt/glänzend schwarze Pirelli-Edition) aus dem Laden ins Sonnenlicht geschoben und die gute Lackqualität fand sich auch da.
Ich habe den Roller von allen Seiten abgeklopft und habe in alle Ecken und Sicken gelugt und muss sagen, dass der erste Eindruck der Verarbeitung wirklich tadellos ist. Alles ordentlich zusammengesetzt, hohe Passgenauigkeit der Teile. Wirklich gut. Alle Leitungen, Kabel, Schläuche ordentlich und sauber verlegt.
Gut fand ich die Serienausstattung (vielleicht auch weil ich da nicht sonderlich verwöhnt bin). Haupt- und (ein ordentlich funktionierender) Seitenständer sind eh klar, LED-Beleuchtung ringsum vermutlich heutzutage auch. Aber Warnblinklicht finde ich klasse. Richtig schön ist das Kombi-Instrument: Es besteht aus einem analogen Tacho und einem digitalen Display, dass je nach Fahrzeugfarbe passend illuminiert ist (in meinem Fall also mit roter Hintergrundbeleuchtung – vergleichbar mit der Farbe des GTS SuperSport-Displays). Im digitalen Instrument wird neben der Drehzahl, Uhrzeit, Tankbalken, Kilometerstände auch die Bordspannung ausgewiesen. Überdies sah ich, dass man wohl irgendwie sein Mobiltelefon per Bluetooth koppeln kann. Ich habe allerdings vergessen zu fragen wozu (Verzeihung aber „connectivity“ spielt bei mir im Auto schon keine Rolle)
Sehr gut gefielen mir einige Detaillösungen: Der Aluhandgriff unter der Sitzbank arrangiert kommt optisch erst richtig zur Geltung wenn man die Sitzbank öffnet. Die nebenbei federunterstützt wird womit sie leicht auf- und zuschwingt. Btw zeigt die SiBa schöne Ziernähte und ein hübsches Markenlogo. Richtig schön fand ich den Tankdeckel. Das fällt auf wenn man nur den schnöden Plaste-Stopfen der Vespa kennt (946-Fahrer ausgenommen). Der Lambretta-Tankdeckel ist ein Aluteil mit Kronenoptik der zum Drehen ausgeklappt werden kann um ihn dann bajonetverschlusartig zu öffnen. Ist natürlich Kinkerlitzchen aber mir gefallen solchen Details (sehr!). Sie zeugen mE von einer durchaus liebevollen Umsetzung des Designvorschlags und das hat man ja nicht mehr überall. Ebenso gefällt mir sehr die phänomenale Rücklicht/Blinker-Kombination inkl. inkludiertem Lambretta-Schriftzug.
Vom Fahreindruck war ich recht angetan. Die 125er springt gut an und brummt sehr sonor los. Die Lautäußerungen sind dabei deutlich wahrnehmbarer als zB beim neuen 125er-Iget. Rein ampelstartmäßig hatte ich nicht das Gefühl das es einen großen Unterschied zu den Vespa-125er-Smallframes gibt aber im Durchzug von sagen wir 50 auf 70 km/h würde ich meinen, geht die Lambretta entschlossener zu Werke (kann aber natürlich auch an der hörbareren Motorsoundkulisse liegen, die ich aber als sehr angenehm und unaufdringlich empfand). Ausgefahren habe ich sie nicht (der Tachostand war kurz nach jungfräulich) aber die 80 erreichte sie vollkommen mühelos. Mehr wollte ich dem uneingefahrenen Motor erstmal nicht abverlangen
Richtig gut gefielen mir auch die Bremsen: Geringe Handkräfte, sauberer Druckpunkt. Fand ich prima. Haftung baut sich dank serienmäßiger Pirelli Angel Scooter-Reifen schnell auf. Das Fahrwerk empfand ich als sehr straff (vielleicht zu straff?) verglichen mit der doch sehr komfortorientierten Vespa-Abstimmung.
Die Platzverhältnisse sind für mich (190cm / 95kg) OK – quasi ähnlich wie auf Primavera / Sprint. Allerdings sitze ich auf der Vespa einen Ticken besser. Die Vespa-Ergonomie halte ich persönlich aber eh für eine der Gelungensten für mich und ist schwer zu toppen.
Parktisch empfand ich den halbwegs gut erreichbaren Motor (wer je an einer ET die Zündkerze gewechselt hat oder bei einer GTS das Ventilspiel einstellte weiß vermutlich was ich meine). Alle zur Revision notwendigen Bauteile / -gruppen scheinen erreichbar. Vorne gibt es eine Serviceklappe um den Zylinderkopf zu erreichen. Ebenso praktisch empfand ich den nicht lackierten Bereich im Spritzbereich des Vorderrades – also der Bereich, der bei Vespa gerne vom Eigner mit einer Spritzschutzfolie beklebt wird. Bei der Lambretta ist dieser vom Steinschlag gefährdete Bereich schlicht schwarzer Kunststoff. Das mag den Blechfan stören aber man sieht’s nur wenn man unter den Roller kriecht und ich find’s praktisch.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Wenig schlimm aber störend empfand ich das nicht herausnehmbare Helmfach. Es ist verschraubt und da ich beim Putzen auch gerne mal den Motorraum saubermache, geht das bei der Lambretta nicht ohne Schraubendreher. Die Schalter der Lenkerarmaturen empfand ich als recht klein und fummelig. Mit dicken Handschuhen vermutlich schwer bedienbar. Richtig schattig wird’s bei einem Blick auf die Wartungsintervalle: 1. Inspektion nach 1tkm, dann alle 3tkm. Das ist irritierend weil ich in allen Zeitungsberichten immer 4tkm las aber das Handbuch sagt tatsächlich 3tkm. Als sei das noch nicht schlimm genug, sieht die Wartung in jedem 2. Interval (also alle 6tkm) Ventilspielkontrolle und Austausch der Variokomponenten vor. Ich muss gestehen, dass ich alle 3tkm Ölwechsel angesichts des geringen Ölvorrats (und ich meine auch aufgrund des fehlenden Papierfilters – es sah mir sehr nach einem einfachen Siebfilter aus) noch verstehen kann aber weswegen alle 6tkm die Ventile zu prüfen sind, erschließt sich mir nicht. Wenn ich mal Langeweile habe, frage ich vielleicht mal KSR. Glücklicherweise wurde mir zwar bestätigt, dass die Ersatzteile günstiger als die von Piaggio seien aber ich vermute, dass der Preisvorteil durch das häufigere Wechselintervall aufgefressen wird.
Unter’m Strich: Mir hat die Lambretta wirklich sehr gut gefallen. Angesichts eines Preisunterschieds zur 125er Primavera / Sprint von ich glaube rd. 1.000 (!) EUR ist sie mE eine denkbare Alternative, mit vielen wirklich schön gemachten Details und Lösungen, die das Auge freut und einer Verarbeitung, die sich auf den ersten Blick wirklich sehen lassen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass der 200er Antrieb (der ja in der Tat „nur“ 169cc hat) eine dankbare Alternative zur hierzulange wenig verfügbaren 150er Vespa-Smallframe sein kann. Ich kann mir persönlich aber vorstellen, dass mir der 125er-Antrieb ausreichen würde.
Sorry für den Roman aber wie gesagt: Vielleicht interessiert’s einen und da es im Netz kaum bis keine Erfahrungsberichte gibt, dachte ich: Poste ich’s halt
Eigentlich wollte ich gerne die größtmögliche Motorisierung testen, die aber nicht verfügbar war und so wurde es eine rote V 125 Special:
Was soll ich sagen? Ich bin ehrlich gesagt sehr angetan von dem Roller. Ich schreibe das nicht um Vespa schlecht zu machen (habe ich mE in keinem meiner bisherigen Beiträge) oder um Zweifel an der Marke zu sähen. Ich bekomme auch keine Provisionen von irgendwem aber ich muss fairerweise sagen: Well done, Lambretta!
Das fängt mit der Farbe an: Ich bin beileibe kein Fan von rot (aber die hatten gerade keinen anderen Vorführer) aber im Sonnenlicht ist dieses rot deutlich tiefer als auf den Bildern. Es ist wirklich hübsch! Und die Lackierung ist makellos. Keine Einschlüsse, keine „Orangenhaut“. Ich habe tatsächlich auch 2 andere (eine weiße und eine matt/glänzend schwarze Pirelli-Edition) aus dem Laden ins Sonnenlicht geschoben und die gute Lackqualität fand sich auch da.
Ich habe den Roller von allen Seiten abgeklopft und habe in alle Ecken und Sicken gelugt und muss sagen, dass der erste Eindruck der Verarbeitung wirklich tadellos ist. Alles ordentlich zusammengesetzt, hohe Passgenauigkeit der Teile. Wirklich gut. Alle Leitungen, Kabel, Schläuche ordentlich und sauber verlegt.
Gut fand ich die Serienausstattung (vielleicht auch weil ich da nicht sonderlich verwöhnt bin). Haupt- und (ein ordentlich funktionierender) Seitenständer sind eh klar, LED-Beleuchtung ringsum vermutlich heutzutage auch. Aber Warnblinklicht finde ich klasse. Richtig schön ist das Kombi-Instrument: Es besteht aus einem analogen Tacho und einem digitalen Display, dass je nach Fahrzeugfarbe passend illuminiert ist (in meinem Fall also mit roter Hintergrundbeleuchtung – vergleichbar mit der Farbe des GTS SuperSport-Displays). Im digitalen Instrument wird neben der Drehzahl, Uhrzeit, Tankbalken, Kilometerstände auch die Bordspannung ausgewiesen. Überdies sah ich, dass man wohl irgendwie sein Mobiltelefon per Bluetooth koppeln kann. Ich habe allerdings vergessen zu fragen wozu (Verzeihung aber „connectivity“ spielt bei mir im Auto schon keine Rolle)
Sehr gut gefielen mir einige Detaillösungen: Der Aluhandgriff unter der Sitzbank arrangiert kommt optisch erst richtig zur Geltung wenn man die Sitzbank öffnet. Die nebenbei federunterstützt wird womit sie leicht auf- und zuschwingt. Btw zeigt die SiBa schöne Ziernähte und ein hübsches Markenlogo. Richtig schön fand ich den Tankdeckel. Das fällt auf wenn man nur den schnöden Plaste-Stopfen der Vespa kennt (946-Fahrer ausgenommen). Der Lambretta-Tankdeckel ist ein Aluteil mit Kronenoptik der zum Drehen ausgeklappt werden kann um ihn dann bajonetverschlusartig zu öffnen. Ist natürlich Kinkerlitzchen aber mir gefallen solchen Details (sehr!). Sie zeugen mE von einer durchaus liebevollen Umsetzung des Designvorschlags und das hat man ja nicht mehr überall. Ebenso gefällt mir sehr die phänomenale Rücklicht/Blinker-Kombination inkl. inkludiertem Lambretta-Schriftzug.
Vom Fahreindruck war ich recht angetan. Die 125er springt gut an und brummt sehr sonor los. Die Lautäußerungen sind dabei deutlich wahrnehmbarer als zB beim neuen 125er-Iget. Rein ampelstartmäßig hatte ich nicht das Gefühl das es einen großen Unterschied zu den Vespa-125er-Smallframes gibt aber im Durchzug von sagen wir 50 auf 70 km/h würde ich meinen, geht die Lambretta entschlossener zu Werke (kann aber natürlich auch an der hörbareren Motorsoundkulisse liegen, die ich aber als sehr angenehm und unaufdringlich empfand). Ausgefahren habe ich sie nicht (der Tachostand war kurz nach jungfräulich) aber die 80 erreichte sie vollkommen mühelos. Mehr wollte ich dem uneingefahrenen Motor erstmal nicht abverlangen
Richtig gut gefielen mir auch die Bremsen: Geringe Handkräfte, sauberer Druckpunkt. Fand ich prima. Haftung baut sich dank serienmäßiger Pirelli Angel Scooter-Reifen schnell auf. Das Fahrwerk empfand ich als sehr straff (vielleicht zu straff?) verglichen mit der doch sehr komfortorientierten Vespa-Abstimmung.
Die Platzverhältnisse sind für mich (190cm / 95kg) OK – quasi ähnlich wie auf Primavera / Sprint. Allerdings sitze ich auf der Vespa einen Ticken besser. Die Vespa-Ergonomie halte ich persönlich aber eh für eine der Gelungensten für mich und ist schwer zu toppen.
Parktisch empfand ich den halbwegs gut erreichbaren Motor (wer je an einer ET die Zündkerze gewechselt hat oder bei einer GTS das Ventilspiel einstellte weiß vermutlich was ich meine). Alle zur Revision notwendigen Bauteile / -gruppen scheinen erreichbar. Vorne gibt es eine Serviceklappe um den Zylinderkopf zu erreichen. Ebenso praktisch empfand ich den nicht lackierten Bereich im Spritzbereich des Vorderrades – also der Bereich, der bei Vespa gerne vom Eigner mit einer Spritzschutzfolie beklebt wird. Bei der Lambretta ist dieser vom Steinschlag gefährdete Bereich schlicht schwarzer Kunststoff. Das mag den Blechfan stören aber man sieht’s nur wenn man unter den Roller kriecht und ich find’s praktisch.
Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Wenig schlimm aber störend empfand ich das nicht herausnehmbare Helmfach. Es ist verschraubt und da ich beim Putzen auch gerne mal den Motorraum saubermache, geht das bei der Lambretta nicht ohne Schraubendreher. Die Schalter der Lenkerarmaturen empfand ich als recht klein und fummelig. Mit dicken Handschuhen vermutlich schwer bedienbar. Richtig schattig wird’s bei einem Blick auf die Wartungsintervalle: 1. Inspektion nach 1tkm, dann alle 3tkm. Das ist irritierend weil ich in allen Zeitungsberichten immer 4tkm las aber das Handbuch sagt tatsächlich 3tkm. Als sei das noch nicht schlimm genug, sieht die Wartung in jedem 2. Interval (also alle 6tkm) Ventilspielkontrolle und Austausch der Variokomponenten vor. Ich muss gestehen, dass ich alle 3tkm Ölwechsel angesichts des geringen Ölvorrats (und ich meine auch aufgrund des fehlenden Papierfilters – es sah mir sehr nach einem einfachen Siebfilter aus) noch verstehen kann aber weswegen alle 6tkm die Ventile zu prüfen sind, erschließt sich mir nicht. Wenn ich mal Langeweile habe, frage ich vielleicht mal KSR. Glücklicherweise wurde mir zwar bestätigt, dass die Ersatzteile günstiger als die von Piaggio seien aber ich vermute, dass der Preisvorteil durch das häufigere Wechselintervall aufgefressen wird.
Unter’m Strich: Mir hat die Lambretta wirklich sehr gut gefallen. Angesichts eines Preisunterschieds zur 125er Primavera / Sprint von ich glaube rd. 1.000 (!) EUR ist sie mE eine denkbare Alternative, mit vielen wirklich schön gemachten Details und Lösungen, die das Auge freut und einer Verarbeitung, die sich auf den ersten Blick wirklich sehen lassen kann. Ich könnte mir vorstellen, dass der 200er Antrieb (der ja in der Tat „nur“ 169cc hat) eine dankbare Alternative zur hierzulange wenig verfügbaren 150er Vespa-Smallframe sein kann. Ich kann mir persönlich aber vorstellen, dass mir der 125er-Antrieb ausreichen würde.
Sorry für den Roman aber wie gesagt: Vielleicht interessiert’s einen und da es im Netz kaum bis keine Erfahrungsberichte gibt, dachte ich: Poste ich’s halt