12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

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Quax
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12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#1 Beitrag von Quax » Fr 23. Aug 2019, 23:00

Als ich vor 12 Monaten meine Primavera gekauft habe, dauerte es nicht lange und der Wunsch mal eine "richtige" Reise mit dem Roller zu machen wurde immer größer. Genügend tolle Beispiele von anderen Vespafahrern gibt es hier im Forum ja zahlreich. Insbesondere die schönen Videos und Berichte von Nooodles und seiner Emilia haben mir gezeigt, dass auch eine kleine Vespa alpentauglich ist. Mit dem Alpenstraßenführer von Denzel habe ich mich an die Planung gemacht und eine für mich schöne Liste von Pässen zusammengestellt, die ich befahren wollte.
Ziemlich spontan ergab sich für mich nun in dieser Woche die Chance Urlaub zu nehmen und eine eigene Tour zu starten.
Erstes Problem: Die Anreise. Eigentlich angedacht hatte ich die An- und Abreise mit dem Autozug der ÖBB ab Düsseldorf nach Innsbruck. Doch leider transportiert man seit kurzer Zeit keine Vespas mehr und so blieb nur noch eine Chance: Selber hinfahren. (Mit Auto und Anhänger wollte ich nicht, das hätte die schöne Reisestimmung irgendwie kaputtgemacht.)

Die geplante Route:
1. Tag: Vom Niederrhein nach Baden-Baden
2. Tag: Von Baden-Baden über Grimselpass bis Oberwald
3. Tag: Von Oberwald über Furkapass, Gotthardpass, Bellinzona, St. Bernhardinpass und Splügenpass bis Chiavenna
4. Tag: Von Chiavenna über Malojapass, Berninapass, Forcola di Livigno, Munt-La-Schera-Tunnel, Ofenpass, Umbrailpass, Stilfser Joch, Meran, St. Leonhard in Passeier und Timmelsjoch nach Sölden
5. Tag: Von Sölden nach Tübingen
6. Tag: Von Tübingen nach Hause an den Niederrhein

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Insgesamt ca. 2100km über sechs Tage verteilt, denn meine Primavera ist tatsächlich zu 100% ungetunt und der 2018er iGet-Motor läuft echte 45km/h und kein bisschen schneller. Den Motorradführerschein habe ich zwar mittlerweile, aber ich mag meine Vespa und Geschwindigkeit steht bei der Reise nicht im Vordergrund. Es wäre natürlich auch schön gewesen die An- und Abreisetage von 4 auf 2 zu verkürzen, aber man kann eben nicht alles haben.

Am Samstag ging es früh los und nach 12:56 Stunden und 441km mit einer Durschnittsgeschwindgikeit (in Fahrt) von 38km/h kam ich über Trier, Zweibrücken und das französische Haguenau in Baden-Baden an und fiel erschöpft ins Bett. Einen Großteil der Strecke über hat es geregnet und da ich nur auf der Durchreise war habe ich keine Bilder gemacht. In Frankreich hätte sich ein Besuch der Maginot-Linie sicherlich gelohnt, zahlreiche Bauwerke waren von der Straße aus zu sehen und Schilder wiesen Besuchern den Weg.
Der Sonntag startete ebenfalls früh und schon bald war ich über die sommerliche Funktionswäsche froh, die ich mitgenommen hatte. Temperaturen um 30°C ließen sich mit Unterstützung von ein bisschen Fahrtwind damit doch erstaunlich gut aushalten. In Bad Säckingen überquerte ich die Grenze zur Schweiz und machte mich Richtung Luzern und Grimselpass auf.

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Der Hallwilersee kurz vor Luzern ist sehr idyllisch.

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Am Lungernersee in der Nähe von Meiringen wird das Panorama deutlich bergiger.

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Den Grimselpass hinauf schaut es nun erstmals alpin aus.

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(Das D-Schild ist übrigens ein Magnetschild, so muss zum Glück kein Aufkleber ran ;) )

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Doch so schön die Landschaft auch ist, ich bin geschockt. Aus der Eifel kannte ich bei Steigungen von ca. 8-9% noch einen Geschwindigkeitsabfall auf ca. 25 km/h. Geplant für diese Reise habe ich sicherheitshalber mit 20 km/h. Tja, und wie fährt meine Vespa die 10% Steigung des Grimsel hinauf? Mit knapp 15 km/h durchbricht sie fast die Schallmauer... :o :( Was soll nur erst bei 13 % an Splügenpass oder Timmelsjoch passieren? Langsam müht sich die Primavera den Berg hinauf und ich zweifle, ob ich in den mir gesetzten sechs Tagen die Reise überhaupt durchführen kann. Die Zeit rennt und es wird schon langsam aber sicher dunkel.

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Geschafft, auf der Passhöhe ist es windig und kalt. Leider habe ich kein Bild davon gemacht, aber der Blick auf den noch höheren Furkapass, den ich mir für den nächsten Tag vorgenommen habe, bereitet mir Sorge, ob das in vernünftiger Zeit zu schaffen ist. Umso froher bin ich, nun mit voller Geschwindigkeit den Berg hinunterzufahren, um in Oberwald ein Hotel zu finden.
Nach 11:19 Stunden und 355km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit (in Fahrt) von 36km/h ist diese Tagesetappe geschafft.

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Am Montagmorgen geht es nach dem Frühstück weiter. Hier der Blick den Grimsel hinauf. Der Furkapass liegt rechts davon.

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Obwohl ich noch abends den Reiseabbruch geplant habe fahre ich den Furka hinauf, denn zumindest diesen Pass wollte ich trotzdem mitnehmen. Die Alternative wäre ein zweites Mal der Grimsel gewesen. Meine improvisierte Rückreiseroute würde mich über Andermatt nach Schaffhausen bringen. Ich setze mir ein Zeitlimit: Schaffe ich die Strecke über den Furkapass bis Andermatt mit 20 km/h oder mehr, so fahre ich meine Route weiter, bin ich langsamer, so geht es nach Schaffhausen und dann Richtung Heimat.

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Im Tal liegt der Ort Gletsch und darüber zeigt sich der Furkapass mit Rhonegletscher, der aber so sehr zurückgegangen ist, dass er heutzutage vom Tal aus nicht mehr zu sehen ist.

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Wer die alten James Bond-Filme mag kennt diese Aussicht. Ich warte darauf, dass jeden Moment Goldfinger mit seinem Rolls-Royce um die Kurve fährt.

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Nicht viel Eis und Schnee ist vom Winter übrig, aber immerhin liegt hier etwas direkt am Straßenrand.

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Bis hierher hat die Primavera gute Dienste getan und war schneller als gedacht.

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Ob die auch auf James Bonds Aston Martin DB5 warten, der Goldfinger verfolgt?

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Sogar eine kleine Gedenkstelle ist hier eingerichtet.

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Weiter Richtung Andermatt, es geht zügig voran. Kein Wunder auf der Rückseite des Passes.

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Kein Bond in Sicht, aber so kann er meiner Primavera nicht die Reifen aufschlitzen, wie er es an dieser Stelle schon mit Tilly Mastersons Auto gemacht hat. Ich fahre also weiter.

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Tja, und hier geht es schon den Gotthard hinauf. Mein 20 km/h-Limit habe ich überschritten und so fahre ich die Tour wie geplant weiter.

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Die Nordseite des Gotthardpasses fand ich im Vergleich zum Furkapass recht unspektakulär. Oben angekommen beginnt es zu regnen und die Sicht wird schlechter.

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Das teilweise nasse Kopfsteinpflaster der Tremolastraße ist etwas rutschig, doch vorsichtig gefahren kein Problem. Es ist nicht viel Verkehr und so kann ich mich auf Landschaft und Fahren konzentrieren und habe die ganze Straße fast für mich alleine.

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Gebirgsbäche wie dieser sind unzählbar, sie lauern an jeder Ecke und geben tolle Fotomotive ab.

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Da ist es also, das Bermudadreieck von Airolo. Dieses Straßengeschlängel hat mir schon zu Hause bei der Routenplanung Kopfzerbrechen bereitet. Hier kommen nämlich Tremola, die neue Gotthardstraße (Hauptstraße 2) und der Gotthard-Straßentunnel (A2) zusammen. Gerade mit der 50er darf (und will) ich nicht auf die Schnellstraße oder die Autobahn. Doch jeder Versuch das dem Navi oder GoogleMaps zu erklären ist zum Scheitern verurteilt. Geplant habe ich die Route daher mit Google Streetview. Nur so war ich sicher, im Navi eine exakt passende Strecke zu importieren und nicht plötzlich vor einem verbotenen Straßenabschnitt zu stehen. Die Fahrt nach Airolo verläuft dadurch problemlos. Ohne vorherige Detailplanung wäre ich hier vermutlich vor Ort verzweifelt.

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Weiter geht es nach Bellinzona, immer hinab ins Tal.

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Schön ist es hier, aber mein Tagesziel liegt noch in weiter Ferne. Ich fahre weiter.

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Jedes Tal ist irgendwo zu Ende und so geht es den St. Bernhardinpass hinauf. Langsam, aber stetig rollt die Vespa nach oben.

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Geschafft, wir sind oben. Nun schnell weiter, um noch vor Einbruch der Nacht den Splügenpass zu überqueren.

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Auf Wiedersehen Schweiz, hallo Italien. Dieser Grenzposten ist ziemlich verlassen und liegt im Dornröschenschlaf.

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Von der Grenze bis nach Chiavenna ist es nicht mehr weit und bergab geht es natürlich flott voran.

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Blick aus dem Hotelzimmer in Chiavenna. Die Aussicht ist toll und eigentlich ist es schade, dass für heute schon Schluss ist. Aber Pause muss auch mal sein. Nach 9:37 Stunden und 223km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit (in Fahrt) von 29km/h ist die nächste Etappe geschafft.

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Ganz hübsch ist der Ort und mit viel italienischem Flair.

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Auch bei Nacht schön anzusehen und das bei angenehm warmen Temperaturen. Hier könnte man durchaus einige Zeit verbringen.

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Der Dienstag beginnt mit tiefen Wolken und eingeschränkter Fernsicht. Es heißt auf Wiedersehen Italien und hallo zurück in der Schweiz. Die Grenze ist nicht weit weg von Chiavenna und danach beginnt der Malojapass und die Straße führt Richtung St. Moritz.

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Oben angekommen regnet es, aber das bin ich mittlerweile schon gewohnt und soll kein Hindernis bedeuten.

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Dieses alte Fahrzeug steht an einer Tankstelle und trotzt dem Wetter.

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St. Moritz ist überfüllt mit Touristen, darum halte ich mich dort nicht lange auf, sondern biege am Ortsausgang in Richtung Berninapass ab.

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Die Wolken verdecken wieder einmal die Sicht, aber ein bisschen kann man zumindest von dem umgebenden Bergen erkennen. Schade für die Fahrgäste im Berninaexpress, die an diesem Tag sicher auch nicht die beeindruckendsten Aussichten genießen können.

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Eine Seilbahn ins Nichts... Viele Gäste scheinen dort jetzt noch nicht hinauf zu wollen, der Parkplatz ist leer.

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Und der nächste Berninaexpress fährt brav nach Fahrplan seine Strecke ab.

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Oben auf der Passhöhe ist ein See, aber was sich dort wohl noch in den Wolken verbirgt?

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Wo sind denn die Berge?

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Auf der Südseite regnet es noch stärker und ich bin froh, als kurz nach dem Abzweig Richtung Livigno das Wetter aufklart. Willkommen zurück in Italien und auf der Forcola di Livigno.

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Dieser Ort ist ein Zollausschlussgebiet mit knapp 6500 Einwohnern. Im Ort herrscht tatsächlich Stau... Wohnmobile, PKWs aus der Schweiz und Touristen aus aller Welt strömen hinein in das Shoppingparadies. Ich bin nicht auf Shoppingtour, aber bei Benzinpreisen von 1,05€/L könnte man schwach werden. Eine größere Tankstellendichte habe ich noch nirgendwo gesehen. Das muss eine wahre Goldgrube dort sein. Leider habe ich bereits im schweizerischen Maloja getankt, da es dort schon günstiger war als im "normalen" Italien um Chiavenna.

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Der Lago di Livigno ist ein Stausee und dessen Staumauer beheimatet die Zollstation der Italiener und die Mautstelle für den auf der anderen Staumauerseite liegenden Munt-La-Schera-Tunnel.

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Eigentlich will ich ja über die Berge, aber hier ist durch den Berg tatsächlich die bessere Option.

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Mit über 3km Länge und nur einem leichten Knick in der Tunnelröhre ist die Fahrt schon beeindruckend. Große Wandverkleidungen gibt es nicht, der Tunnel wurde einfach in den Felsen gehauen. Es ist sehr kalt, aber mit der passenden Kleidung bin ich sowieso schon unterwegs, da es heute überall ziemlich frisch werden soll.

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Auf der anderen Seite wünscht mir ein schweizer Zollbeamter gute Weiterfahrt, nachdem ich ihm versichert habe keine Einkäufe in Livigno getätigt zu haben. Durch den Schweizerischen Nationalpark geht es durch schöne Waldlandschaften auf den Ofenpass rauf. Es herrscht kaum Verkehr heute.

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Endlich doch eine gute Aussicht auf dem Pass. Soll das schlechte Wetter sich etwa verabschiedet haben?

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Auf zum Umbrailpass und dann zum Stilfser Joch, darauf freue ich mich schon den ganzen Tag. Ich bin gespannt was mich dort erwartet.

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Der Umbrail fängt sehr saftig grün an...

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...und wird dann immer kahler. Man kann mit jedem Höhenmeter eine Veränderung sehen.

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Die Wolken aus dem Tal steigen auf und ziehen immer näher heran. Darum schnell die Kamera weggepackt und Flucht nach vorne, bzw. oben.

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Man sieht es hier nicht, aber es war so windig, dass ich Angst hatte es pustet mir die Vespa um. Zum Glück stand sie stabil und zeigte sich unbeeindruckt.

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Der Blick zum Stilfser Joch auf 2758m. Wenn man schon beim Umbrailpass ist, dann ist der restliche Anstieg dort hinauf nicht wirklich lange. Es geht ein paar Meter hinab und man überquert erneut die Grenze von der Schweiz zu Italien. Natürlich ist auch dieser Grenzposten im Tiefschlaf und ich kann einfach durchfahren.

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Das Schild ist wahrscheinlich das meistfotografierte Objekt im Umkreis von 50km. Ein Motorrad nach dem anderen wird davorgestellt für ein Selfie oder Gruppenbild. Hier ist richtig Betrieb und es sind auch viele PKW und Fahrradfahrer da.

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Freie Parkplätze sind heiß begehrt und rar an diesem Ort. Doch eine Vespa findet überall ein Plätzchen.

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Die berühmte Ostrampe mit ihren unzähligen Kehren wird für meine Vespa heute leicht zu fahren sein, geht es doch abwärts ins Tal. Ein bisschen sanfter darf es nun zugehen, nachdem sie vorher so viele Pässe erklommen hat.

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Der Blick hinauf. Ich bin froh das Panorama genießen zu können und jetzt nicht hinauffahren zu müssen.

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Nach 46 Kehren ist man immerhin knapp 1200m tiefer als auf der Passhöhe. Es kommen aber noch weitere Kehren.

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Die Straße nach Meran verläuft größtenteils gerade und wird von Äpfel- und anderen Obstplantagen flankiert. Nur wenige Minuten zuvor sah die Welt auf dem Berg noch ganz anders aus.

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Weiter zum Timmelsjoch. Ich muss mich beeilen und kalkuliere meine Reisezeit. Nach 20 Uhr ist dort gesperrt, also muss ich vorher oben sein. Das Problem: Seit dem Stilfser Joch geht es nur noch abwärts und man baut Höhe ab. Gut, um entspannt mit flotten 45 km/h dahinzufliegen :lol: aber schlecht für den Anstieg zum Timmelsjoch. Von etwa 300m muss man wieder auf 2500m hinauf. Doch es müsste knapp passen. Wenn meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf den letzten 30km ab St. Leonhard in Passeier nicht unter 15km/h fällt, dann schaffe ich das. Ich bin zuversichtlich.

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Schon der Scheitelpunkt des Passes? Nein, das Schild kündigt nur das Timmelsjoch an. So schnell sind wir doch nicht unterwegs. Aber es wird passen von der Zeit.

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Im Gegensatz zum Stilfser Joch verläuft der Anstieg hier meist in langgezogenen Serpentinen. Der Primavera ist das aber sowieso egal. Sie fährt jeden Berg so ziemlich auf die gleiche Weise hinauf und zeigt sich vom Straßenverlauf unbeeindruckt.

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Uhrenvergleich: Es sollte passen. Scheinbar meinen die das Ernst mit den 20 Uhr und ich will auf keinen Fall zu spät ankommen und dann wieder zurückfahren zu müssen.

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Kein Nebel, aber Wolken haben die Spitze des Berges eingehüllt. Für die Sicht ist das im Ergebnis gleich. Rundumblick und schöne Aussicht ade. Doch auch die Vorhersage für den nächsten Tag hat nichts Besseres versprochen. Also weiter hinauf.

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Österreich noch nicht in Sicht, aber das Schild wird schon stimmen.

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Huch, schnell bremsen. Hier wäre ich doch glatt vorbeigefahren. Die Sicht beträgt vielleicht 20m und außer dem fernen Läuten von ein paar Kuhglocken herrscht gespenstische Stille.

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Die Zeit drängt, schnell hinab zur Mautstation. Die Wolken bleiben oben und ich kann ein wenig von der Umgebung der Nordrampe erkennen. Doch dann kommen tiefere Wolken, die genauso undurchsichtig sind wie ihre höherliegenden Kollegen.

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Nahezu mit Vollbremsung komme ich vor der Mautstation zum stehen. Die war plötzlich einfach aus dem Nichts aufgetaucht. Es ist 19:45 Uhr, also noch rechtzeitig. Nun kann es ruhiger weitergehen.

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Auf der Abfahrt heben sich die Wolken an und immerhin ein bisschen Landschaft zeigt sich mal.

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Auf nach Sölden. Hier will ich den Tag beenden und übernachten. Nach 12:14 Stunden und 293km bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit (in Fahrt) von 28km/h ist die letzte Bergetappe geschafft.

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Am Mittwoch geht es gut gestärkt nach dem Frühstück auf das erste Stück der Rückfahrt. Von Sölden aus soll Tübingen das Ziel sein, wenn es gut klappt, dann sogar vielleicht weiter bis in die Gegend um Speyer. Größtenteils geht es in zügiger Fahrt hinunter auf tiefere Höhen und schon bald bin ich wieder in Deutschland. Über Kempten und Leutkirch verläuft die Rückreise schnell und unkompliziert. Ich freue mich schon darauf, am nächsten Tag wieder zu Hause zu sein.
Doch warum wird die Vespa plötzlich so langsam, es geht doch schnurgerade und flach geradeaus? Mal am Gas drehen vielleicht fängt sie sich ja. Doch nichts passiert. Langsam rollt die Primavera aus und ich stehe auf einer Landstraße, umgeben von Maisfeldern. Es ist auch irgendwie plötzlich so leise. Huch, der Motor ist ja aus. Naja, was da wohl passiert ist, dann starten wir mal neu und weiter gehts... Zündung an, Starter gedrückt und es passiert: Nichts. Sie versucht nicht mal zu starten. Auch die Benzinpumpe gibt nicht ihr übliches kurzes Surren nach dem Einschalten der Zündung von sich. Hmm, erstmal runter von der Straße und rauf auf die kleine Zufahrt zum Maisfeld. Also nochmal alles durchprobieren, dem Motor vielleicht ein paar Minuten Abkühlung gönnen... Aber eigenartig: Strom ist da, Licht an, Hupe geht, nur Starten will sie nicht. Ist der Starter kaputt? Doch weshalb sollte sie dann während der Fahrt ausgehen? Sprit ist natürlich genug drin, und selbst wenn nicht, dann müsste der Motor ja trotzdem versuchen zu starten?! Doch er ist wie tot.
In diesem Moment ist mir klar, dass meine Reise hier, in der Nähe von Biberach, beendet ist. Alle Pässe hat die Primavera langsam aber tapfer erklommen und nun auf der Rückfahrt solch ein Totalausfall. Das darf doch nicht wahr sein! Ende der Reise heute nach 7:21 Stunden und 247km bei durchschnittlich 39km/h.
Ich zücke meine ADAC-Mitgliedskarte und Rufe per Telefon um Hilfe. Kurz darauf meldet sich der Mann von ADAC vor Ort und will genaueres über das Problem wissen. Was, sie waren im Urlaub mit einem 50er Roller? Sie wollen noch 600km fahren? Er glaubt es erst als er nach ca. einer Stunde mit seinem Abschleppwagen da ist. Doch der Mann ist sehr hilfsbereit, kann aber, außer festzustellen, dass alle Sicherungen in Ordnung sind, nicht viel ausrichten. Zum Glück bin ich ADAC Plus-Mitglied und er versucht einen Pickup zu organisieren, so dass mir die Vespa nach Hause gebracht wird, direkt auf den Werkstatthof meines Vespahändlers. Das folgende Telefongespräch mit der Zentrale in München kommt mir bekannt vor. Ja, ein 50er Roller. Doch, eine Urlaubsreise in den Alpen. Wirklich. Der will noch 600km fahren. Nein, das ist eine Vespa und gerade mal ein Jahr alt, der hat noch genug Restwert. Nein, heute wird der nicht mehr flott.

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Und so befestigen wir die Vespa auf der Ladefläche des Abschleppers und fahren zum Firmengelände, wo die Vespa erstmal untergestellt wird. Da mir die Reiselust deutlich vergangen ist, bin ich noch am gleichen Tag mit einem Mietwagen nach Hause gefahren, wo ich dann zu später Stunde ankam. Die Vespa soll morgen früh auch hier eintreffen, so dass sich die Mechaniker an die Reparatur machen können. Ich hoffe, dass das Problem schnell und leicht behoben werden kann und bin froh, dass es immerhin erst gegen Ende meiner Tour aufgetreten ist und ich so das eigentliche Ziel der Reise doch erreicht habe.

Mein Fazit zur Tour:
Es hat sich gelohnt und war wunderschön.
Würde ich nochmal so eine Tour machen? Jein. Vom Prinzip her schon und auch durchaus mit der 50er Primavera. Aaaaaaber bei so vielen Pässen, die ich nun bereist habe, wird es mir schwerfallen eine gleichermaßen interessante Tour vorzubereiten. Das ginge sicherlich, aber gerade die langen An- und Abreisewege sind das Problem. Von sechs Tagen waren nur zwei tatsächlich die "Zieltage" vor Ort. Mit einer GTS sicherlich ein kleineres Problem, wenn man schnell an einem Tag anreisen könnte. Auch bestand die jetzige Tour sozusagen nur aus der Fahrt. Mit der langsamen Primavera hätte ich insgesamt vielmehr Tage benötigt, um mich auch mal an Orten länger aufzuhalten und etwas zu besichtigen oder um aufwendigere Fotos zu machen, oder oder oder... Von daher kann derjenige, der schneller fahren kann, an den richtigen Stellen Tempo rausnehmen und an nicht so interessanten Stellen Zeit aufholen.
Ein großes Kompliment an meine Vespa, denn trotz der Panne zum Schluss hat die Fahrt sehr viel Spaß gemacht und ich habe mich die ganze Zeit sicher und wohl gefühlt und konnte die Welt der Alpen genießen.
Gruß
Mario

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avanti
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#2 Beitrag von avanti » Fr 23. Aug 2019, 23:23

Danke für den tollen Bericht!
Wenn es schnell gehen soll, mach langsam.

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Muffin
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#3 Beitrag von Muffin » Fr 23. Aug 2019, 23:57

Servus Mario,

RESPEKT !!!
Danke für deinen tollen Reisebericht und die wirklich sagenhaft tollen Bilder. :klatschen: :klatschen:

Ich habe ebenfalls eine 2018er Primavera und würde auch sehr gerne mal auf große Fahrt gehen.
Irgendwie fehlt mir aber bis jetzt noch der Mut dafür.

Nooodles und Du haben bewiesen daß es doch geht , wenn man nur will. :klatschen: :klatschen:

Also , nochmal Danke und gib mal bei Gelegenheit bescheid was Deine Primavera für einen Defekt hatte.

Tom
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#4 Beitrag von Borchy » Sa 24. Aug 2019, 00:11

Super Bericht!!

Danke das du deine tour mit uns geteilt hast

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#5 Beitrag von † Will (Okt. 2022) » Sa 24. Aug 2019, 06:43

Aloha!
Danke für den prima Reisebericht.
Denk dran, wenn die Primavera wieder flott ist, mitzuteilen, wo der Fehler lag.
Weiter so!
Grüße
Will
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Reinhard Hermann
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#6 Beitrag von Reinhard Hermann » Sa 24. Aug 2019, 07:03

Hallo Mario,

danke für den Reisebericht. Meine längste Tour waren etwas über 400km an einem Tag, eine Woche später an einem Tag wieder zurück.
Ich fahre auch eine serienmäßige Primavera, die regelt auch bei exakt 45 km/h ab. Baujahr März 2018.
Dieses plötzliche ausfallen der Startfunktion hatte ich bereits zwei Mal. Gottseidank aber immer in der Nähe meines Wohnortes.
Beim ersten Mal habe ich auch den ADAC angerufen, ich musste rund eine Stunde warten.
In der Wartezeit habe ich sporadisch versucht zu starten, aber nichts, völlig tot.
Dann kam der junge Mann vom ADAC, ich drücke auf den Startknopf........................., und die Vespa springt an!! Wir haben uns noch nett unterhalten , ich konnte problemlos nach Hause fahren. Die Vespa Werkstatt habe ich am nächsten Tag angerufen und den Roller zur Überprüfung vorbei gebracht, da ohnehin die erste Inspektion anlag. Der Vespa-Händler konnte nichts finden, der Roller funtionierte einfach.
Das zweite Mal war einige Monate später, ich musste an einer Ampel anhalten und wunderte mich noch wie leise die Vespa ist. Kein Wunder, die ist wieder einfach ausgegangen.
Diesmal habe ich den Notdienst von Vespa angerufen. Sollte auch wieder eine Stunde dauern. Ale 10 Minuten habe ich versucht zu starten, nichts.
Die Stunde war fast um, ich starte nochmals, Roller springt an!
Beim Service angerufen und Bescheid gegeben, die brauchen nicht kommen.
Die Vespa am folgenden Tag zum Händler gebracht, die haben zwei Tage getestet, einen Lehrling stundenlang den Roller fahren lassen.
Mir wurde als Ersatzfahrzeug eine GT 300 gegeben, ich habe auch den Motorradfüherschein.
Die zwei Tage testen brachten keine Erkenntnisse. Seitdem funktioniert alles tadellos. Kilometerstand rund 3800 bisher.

Gruß Reinhard

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#7 Beitrag von Heiko-GTS » Sa 24. Aug 2019, 08:16

Boh,klasse Bericht,und Respekt das mit der kleinen zu machen.Eine tolle Gegend dort unten. Bin diese auch schon einige Male abgefahren und immer wieder schön,allerdings mit dem Motorrad. Nur mit der GTS war ich noch nicht dort,wäre aber eine Überlegung wert.
Gruß Heiko

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#8 Beitrag von 90Racer » Sa 24. Aug 2019, 08:17

:klatschen: klasse Fährt, klasse Fotos, klasse Bericht :klatschen:

Für mich seid Ihr 50er Helden!

Gruß aus dem Neandertal
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#9 Beitrag von Vespa-LI » Sa 24. Aug 2019, 10:43

Vielen Dank für die tollen Bilder - da bekommt man gleich wieder Fernweh in die Alpen.
Tolle Tour mit super Pässen.
Ich hatte dieses Jahr das Stilfserjoch geplant - was allerdings aufgrund dem unsicheren Wetter und viel Verkehr dann beim Reschenpass endete.
Wie war der Munt la Schera zu befahren? War die Luft darin ok?
Weiter so und gute Besserung für die Primavera

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cool breeze
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#10 Beitrag von cool breeze » Sa 24. Aug 2019, 11:56

Hallo Mario!

Was für ein ausführlicher sowie hervorragend bebilderter Reisebericht, alle Achtung - da hast Du viele schöne Eindrücke gewonnen.
Schade, daß es in St. Moritz geregnet hat und dort zuviele Touris rumhingen - andererseits hat das Örtchen schon seinen Charme - und bei trockenem Wetter ist das Umland besonders reizvoll.

Ich finde es mutig, diese Tour mit einer Fuffi zu unternehmen; wohl wissend, daß sie mit den Fahrleistungen von Goldfingers Rolls und Bond´s Aston Martin nicht mithalten kann.

Eine gute Option ist, daß Du den Motorradlappen hast; ich würde mir überlegen, zukünftig mit einer 300er auf Tour zu gehen. Ich lese immer wieder den Aspekt "Zeitdruck" in Deinem Bericht und finde diesen Umstand etwas schade. Man muß ja nicht heizen, könnte aber bei Bedarf Kraftreserven abrufen.
Ein weiterer Vorteil ist die entspanntere Navigation, weil Du somit jegliche Straßen befahren darfst.

Ich hoffe, Du hast Deiner Vespa die Bockigkeit zum Tourende verziehen, bin gespannt, welcher Fehler zugrunde lag.

Das wird bestimmt nicht Deine letzte Tour gewesen sein :) :vespa:
Zuletzt geändert von cool breeze am Mo 26. Aug 2019, 21:49, insgesamt 1-mal geändert.
The higher the mountain the cooler the breeze
the younger the girl the tighter the squeeze.

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#11 Beitrag von gmu » Sa 24. Aug 2019, 12:44

Die 50er ... schnell sind sie nicht,
aber die Berichte der entschleunigten Piloten sind immer erste Sahne!
Du hast ein sehr gutes Auge für Bildmotive.
Danke dafür.

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#12 Beitrag von Seigiorni19 » Sa 24. Aug 2019, 14:53

Wahnsinns Bericht!!! Klasse!!!

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Signor Rossi
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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#13 Beitrag von Signor Rossi » Sa 24. Aug 2019, 15:15

Vielen Dank für den schönen Bericht. Einige der Pässe kenne ich sehr gut. Sowohl mit dem Motorrad als auch mit der Vespa. Das macht richtig Lust wieder in die Alpen einzusteigen.
Das mit der langen Anreise kann ich gut verstehen. Letztendlich ist es aber Teil der Tour. Anreise auf dem Hänger kommt für mich auch nicht in Frage.
Halte uns bitte auf dem Laufenden, was Deiner Vespa fehlt.

VG aus München

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#14 Beitrag von Dr.Mabusse » Sa 24. Aug 2019, 15:41

Danke für die tollen Eindrücke.
Die Pässe kenne ich alle.
Ein wundervolles Erlebnis, von dem Du Deinen Enkeln irgendwann erzählen kannst.

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Re: 12 Alpenpässe-Tour mit Primavera 50 und ein jähes Ende

#15 Beitrag von Veterano » Sa 24. Aug 2019, 19:41

Tolle Leistung, Respekt !

Veterano
Nur in der Fremde ist der Fremde fremd !

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