Wundertüte Vergaser

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Cuervo
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Wundertüte Vergaser

#1 Beitrag von Cuervo » So 26. Aug 2018, 09:26

Liebe ExpertInnen

Habe mir als absoluter Scooter-Neuling eine gebrauchte Diva ET2, Bj 98 gekauft.
Ein Vespa-erfahrener Freund meinte, dass der Roller zu fett liefe und da die Dame gerne mal an der Ampel die Drehzahl soweit runter geschraubt hat, dass sie ausging, wollte ich nach allerlei Anleitung im Netz das Standgas etwas erhöhen (hab zwar keine Erfahrung im Rollerschrauben, aber kann lesen, gucken und denken ;-) ). Dabei ist mir folgendes aufgefallen:

a) Die Kiste springt nach etwas Standzeit (paar Stunden) jedes mal sofort an (egal, ob Kicken oder E-Start), säuft dann aber ab, wenn ich so viel Gas gebe, dass ich losfahren könnte. Ich muss dann ein paar Minuten schön die Nachbarschaft unterhalten, kann dann aber langsam losfahren. Wenn sie erst mal etwas warm ist, gibt sie dann so nach 500 m so Gas, wie es sein sollte.
b) Die Gemischscharube war komplett rein gedreht! Nachdem ich sie probeweise die empfohlenen 1 1/2 Drehungen rausgedreht habe, habe ich aber kaum noch Kraftumsatz gehabt, d.h. ich konnte so hoch drehen wie ich wollte, mehr als ca. 15-25 kmh auf flacher (!) Strecke ging nicht.
c) Drehzahl verändert sich nicht bei Drehung der Standgasschraube. Habe auch diese probeweise komplett reingedreht, da drehte die Dame dann mit Verzögerung plötzlich sehr hoch. Ein stufenweises bzw. progressives ändern der Leerlaufdrehzahl wie z.B. in Videos gezeigt war aber nicht möglich.

Letztendlich habe ich es für die letzte Probefahrt doch so hinbekommen, dass sie nicht mehr an der Ampel ausgeht, möchte aber dennoch gerne mal hier fragen, was ihr von den oben beschriebenen Dingen haltet.
Vielen Dank im Voraus!

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mikesch
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Re: Wundertüte Vergaser

#2 Beitrag von mikesch » So 26. Aug 2018, 09:37

Bevor man hier eine einigermaßen richtige Einschätzung abgeben kann, sollte der Vergaser gründlich mit Pressluft gereinigt werden.
Zu einer gründlichen Revision gehört auch ein neuer Dichtsatz.
Dabei sollten alle Dichtungen getauscht werden.
Wie üblich sollte der Vergaser danach in Grundstellung gebracht werden.
Oft sind die beschriebenen Fehler dann schon verschwunden.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Vespa fahren der sinnigste.

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90Racer
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Re: Wundertüte Vergaser

#3 Beitrag von 90Racer » So 26. Aug 2018, 09:43

Hey,

Das übliche Prozedere

1. vergaser reinigen (Ultraschall und Pressluft) und mit Neuen Dichtungen versehen

2. Benzin- und Luftfilter und Zündkerze prüfen/tauschen

3. Nebenluftproblematik checken


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Cuervo
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Re: Wundertüte Vergaser

#4 Beitrag von Cuervo » So 26. Aug 2018, 11:33

Vielen Dank für die schnellen Antworten!

Da ich weder Ultraschall noch Druckluftpistole habe (von den benötigten Dichtungen etc. ganz zu schweigen) möcht ich fragen, mit was für Kosten ich ungefähr zu rechnen habe, wenn ich die Vergaserrevision von einem Fachmann in der Werkstatt machen lasse. Kann man das ungefähr einschätzen?

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mikesch
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Re: Wundertüte Vergaser

#5 Beitrag von mikesch » So 26. Aug 2018, 11:42

Geschätzt eine Stunde Arbeitszeit.
Dichtsatz kann 25€ kosten.
Gute 100€ würde ich sagen.
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Re: Wundertüte Vergaser

#6 Beitrag von roberto1 » So 26. Aug 2018, 12:56

Ich würde auf Nummer sicher gehen und einen neuen Vergaser montieren lassen

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Re: Wundertüte Vergaser

#7 Beitrag von Rita » So 26. Aug 2018, 19:19

guck mal am Vergaser, ob Weber oder Dellorto....

neuer Vergaser kommt nicht wesentlich teurer als zerlegen, im Ultraschallbad reinigen und mit neuen Dichtungen wieder zusammenbauen...

Rita

PS wo bist Du daheim ??

Cuervo
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Re: Wundertüte Vergaser

#8 Beitrag von Cuervo » Di 28. Aug 2018, 06:48

So, ich habe eine weitere Reparatursession hinter mir. Um es vorweg zu nehmen - ohne großen Erfolg.

Ich war in der Werkstatt um Ersatzteile zu kaufen. Im Gespräch erklärte mir der Meister, dass die komplett reingedrehte Gemischschraube öfters als Hilfsmittel benutzt wird, wenn die E-Choke kaputt ist. Mir fiel ein, dass die Choke tatsächlich vom Vorbesitzer abgesteckt/abgezogen war - etwas, worum ich mich eigentlich später kümmern wollte.

Schlussendlich haben wir jetzt also den Vergaser ausgebaut, optisch geprüft (sah wirklich aus, wie neu), neuen Benzinhahn/Benzinschlauch, neue E-Choke, neue Zündkerze eingebaut.
Zunächst sprang die Dame nach einigen Kicks gut an und schnurrte 1a. Bei der ersten Probefahrt zeigte sich allerdings, dass sie "nicht so richtig aus dem Quark kam". Besonders an einer (leichten) Steigung drehte sie nicht hoch genug, um Leistung zu bringen. Anschließend das alte Bild: bremse ich ab, geht sie im Stand sofort aus. Spiel mit Gemisch- und Standgasschraube bringt keinerlei Reaktion. Wir hatten noch an die Hauptdüse im Vergaser gedacht (12,5 Dellorto), hatten auch einen Düsensatz da, konnten aber weder auf der Haupt- noch auf der Nebendüse erkennen, welche Düse denn zur Zeit drin ist (keine Beschriftung eingestanzt). Ergo hatten wir keinen Ansatzpunkt zum Austesten. Einfach blind drauf los, wollte ich nicht.
Um die Verwirrung komplett zu machen, lief sie dann später (auf dem Nauchhauseweg von der Garage) leistungs- bzw. Drehzahlmäßig wieder während der Fahrt einwandfrei, ging aber weiterhin an jeder Ampel aus.

Nachfrage: Ist das richtig, dass die angeschlossene Choke bereits nach kurzer Zeit von außen fühlbar heiß wird?

Ich werde jetzt wohl in die Tasche greifen und sie in der Werkstatt zum "fertig machen" abgeben. Ärgerlich! (und wahrscheinlich kostspielig)

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mikesch
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Re: Wundertüte Vergaser

#9 Beitrag von mikesch » Di 28. Aug 2018, 07:39

Warum nimmst du Ritas Vorschlag nicht an und kaufts einen neuen Vergaser und baust ihn selbst ein?
Ich schätze das ist die preiswerteste Lösung für dich.
Vorausgesetzt du traust dir den Vergaserwechsel überhaupt zu.
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