Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nötig?

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Mac-Vesp
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Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nötig?

#1 Beitrag von Mac-Vesp » So 5. Jan 2014, 17:13

Hallo Motoröl-Special-Agents 8-)

Ich frage mich, wie übrigens einige andere Mitglieder auch, warum PIAGGIO für die Variomatik-Roller bei der Wahl der Ölsorte nach der Vorgabe "JASO MA" verlangt?
Wie ein Forumsmitglied schon schrieb, legt die JASO-Norm unter anderem die Reibwert-Verträglichkeit von Nasskupplungen mit dem verwendeten Motoröl fest. Bei Motorrädern mit gemeinsam im Ölbad laufender Kupplung/Getriebe mag das einleuchten, aber bei einer variomatik-getriebenen Vespa?

Was hat es mit dem "unter anderem" auf sich, welche Kriterien fallen noch darunter, die jetzt nur den Motor betreffen? Hier würden mir nur die höheren Drehzahlen und die daraus resultierenden höheren Temperaturen einfallen, die z.B. bei einem wassergekühlten V8 4-Liter-Motor nicht vorkommen.

Einige Mitglieder ignorieren diese JASO-Zauberei und fahren ein gutes PKW-Öl in der geforderten Viskosität und API-Norm (meist 5 W 40, API SJ bis SN)

Nachdem die PKW-Öle keine Reibwert-Kriterien erfüllen müssen, dürften diese m.E. sogar die bessere Wahl für die Variomatik-Vespen sein. Diese Öle werden für ihre wesentlichen Aufgaben im Motor optimiert und es müssen keine Kompromisslösungen, betreffend einer rutschenden Kupplung, eingegangen werden.

Die Öl-Thread-Beiträge hier und in anderen Foren habe ich so gut es geht studiert, aber eine fundierte Begründung habe ich nirgends gefunden.

Interessant: http://de.wikipedia.org/wiki/Motor%C3%B6l#JASO

Forschende Grüße
Mac-Vesp
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Mac-Vesp
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#2 Beitrag von Mac-Vesp » So 5. Jan 2014, 18:28

Hallöchen,
habe die Frage auch mal an LiquiMoly gerichtet. Mal schau'n, ob die antworten.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich benutze für meine Variomatik-Vespa S125 das von Ihnen vorgeschlagene und vom Hersteller freigegebene Motorrad-Öl Racing Synth 4T 5 W-40.
Nun frage ich mich aber, warum für die Vario-Vespa (weder Kupplung noch Getriebe laufen im gemeinsamen Ölbad) die JASO-Norm überhaupt erfüllt werden muss.
Was beinhaltet diese JASO-MA-Norm noch, außer die Reibwert-Verträglichkeit zwischen Motoröl und Ölbad-Kupplung, oder die Thematik um die hohe Druck-Verträglichkeit im Ölbad-Getriebe? (beides hat der Roller ja nicht)
Kann ich da nicht auf ein hervorragendes, synthetisches PKW-Öl mit gleicher Viskosität und passender API-Norm umsteigen, z.B. Synthoil High Tech 5 W-40?
Die technischen Datenblätter sind sich sehr ähnlich. Außerdem könnte ich mir vorstellen, dass ein Motorenöl, das nur die Aufgaben innerhalb des Motors zu bewältigen hat, ein qualitativ hochwertigeres darstellt, als ein solches, das Kompromisse wegen einer Reibwert-Vorgabe einhalten muss.
Über Garantieverluste bin ich mir bewusst, wenn Motorenöle verwendet werden, die nicht der Hersteller-Freigabe entsprechen.

Grüße
J.B.
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Exroller
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#3 Beitrag von Exroller » So 5. Jan 2014, 19:09

Keine Ahnung was die Hexenküchenmeister/innen für ein besonderes Safterl (Fiat Freigabe) gebraut haben damit dieses bei Piaggio zur Vorgabe wurde. Tatsache ist, daß dieses Öl bessere Verschleißeigenschaften aufweist, als andere (z.B.: Castrol). Das sind aber meine eigenen Erfahrungswerte.
Zwischen einem wirklich guten PKW Öl und dem vorgeschriebenen liegt dann der Preisunterschied für die ca. 1,3L bei ungefähr € 5,-- und € 7,--. Da höre ich dann zum Überlegen auf.....
> Da, wo`s zu weit geht, fängt die Freiheit erst an <

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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#4 Beitrag von Squirrel300 » So 5. Jan 2014, 20:05

Ich habe selber die Beobachtung gemacht daß vollsynthetische PKW-Öle bei diversen Motorrädern zum einen den Effekt mit der durchrutschenden Kupplung erzeugten (das würde uns bei der Vespa nicht stören), jedoch auch die Eigenheit hatten bei heißem Motor an allen möglichen Stellen aus dem Motor zu "schwitzen", d.h. anscheinend in heißem Zustand dünnflüssiger zu werden.

Allerdings glaube ich nicht daß der Vespa-Motor gleich kaputtgeht wenn man mit PKW-Öl guter Qualität fährt, vor allem weil die Ölwechselintervalle ja deutlich unter den bei PKW mittlerweile üblichen Kilometerständen liegen. Trotzdem wäre es mit die paar Euro nicht wert das auszuprobieren :D
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Mac-Vesp
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#5 Beitrag von Mac-Vesp » So 5. Jan 2014, 22:22

Squirrel300 hat geschrieben: . . . jedoch auch die Eigenheit hatten bei heißem Motor an allen möglichen Stellen aus dem Motor zu "schwitzen", d.h. anscheinend in heißem Zustand dünnflüssiger zu werden . . .
Hi Jungs,
um einen preislichen Vorteil geht es mir nicht, bei einem Liter Motoröl spielt es wirklich keine Rolle. Aber was Squirrel300 schreibt, hatte ich bei meiner damaligen Yamaha SR500 auch erlebt. Ein auf einer Tour eingefülltes halbsynth. Leichtlauföl von ARAL kam in nicht geraden unerheblichen Mengen aus allen möglichen Stellen wieder heraus. Aber ob dies nun an der fehlenden JASO-Eignung lag, oder der Bock einfach dieses Öl nicht vertragen hatte, bleibt ein Rätsel.

Gedanke: ein Motorrad-/Rollermotor ist in der Regel höheren thermischen Belastungen ausgesetzt. Die Drehzahlen sind höher, somit auch die Kolbengeschwindigkeiten. Bei einem Liter Ölvolumen muss das Öl ordentlich Arbeit leisten und wird bedingt durch die hohen Drehzahlen von den Kolbenringen permanent "zerschert". Aber das muss es bei einem Ferrari mit seinen 10 Litern Motoröl auch :mrgreen:
Leider kann man in der JASO MA1/MA2 nichts darüber lesen. Einzig konnte ich in Erfahrung bringen, dass z.B. die JASO MB - Norm (Castrol-Öl für Scooter) als Leichtlauf-Öl für Variomaten deklariert wird und keinesfalls für Ölbadkupplungen zu verwenden ist, da diese durchrutschen würden. Also muss sich hinter der JASO-Norm noch was anderes verstecken als die Thematik um die hohen Drücke bei Ölbad-Getrieben und eben die Durchrutschgefahr und dem Trennen bei Ölbad-Kupplungen. Wer weiß mehr?

Nochmals die Frage: was beinhaltet diese JASO-Norm noch, außer die Reibwert-Verträglichkeit zwischen Motoröl und Ölbad-Kupplung und die Thematik um die hohe Druck-Verträglichkeit im Ölbad-Getriebe? :roll:

Schönen Abend
Mac-Vesp
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#6 Beitrag von Mac-Vesp » So 5. Jan 2014, 23:19

Es wird nicht langweilig 8-)

Interessantes aus dem Netz (zitiert)

JASO MB = nicht für Ölbadkupplungen konstruiert. Die meisten PKW Öle erfüllen die JASO MB auch wenn diese nicht extra aufgeführt wird, da es hierfür meist keinen Grund gibt
Der Link: http://www.scottoiler.de/spezifikationen.php

Motorroller benötigen aufgrund ihrer besonderen Bauweise ein spezielles Öl. Sie brauchen ein Öl, das sehr wenig Reibungungsverlust (Jaso MB) sowie eine hohe Widerstandskraft gegen Hitze bietet und bei kontinuierlicher variabler Kraftübertragung arbeitet, um einen Motor mit geringem Hubraum zu schützen (typische Ölmenge eines Motorrollers beträgt weniger als 1 Liter). Das garantiert die Scootek-Technology von Castrol.
Der Link: http://www.castrolmoto.com/de/our_oils/ ... _table.php

Rückschluss: wenn nun Castrol mit ihrem speziellen Scooter-4-Takt-Öl (CASTROL POWER 1 SCOOTER 4T 5W-40, API SL, JASO MB) den Rollermarkt versorgt und die meisten PKW-Öle auch diese Norm erfüllen (falls es stimmt), dann sollte auch ein gutes PKW-Öl mit annähernd gleichen Werten im technischen Datenblatt in unseren Variomatic-Vespen keinen Schaden anrichten :shock:

Übrigens, falls wer mit dem Castrol-Scooter-Öl liebäugeln sollte, meine Vespa darf's z.B. laut Herstellerangabe gar nicht verwenden: Das Öl hat "nur" JASO MB :roll: und ist nicht vollsynthetisch, sondern HC-synthetisiert. Castrol empfiehlt jedoch dieses Öl in ihrem Schmierindex für die Vespa.

Herstellervorschrift Vespa S 125: Synthetisches Öl SAE 5W-40, mit besseren Eigenschaften als API SL, ACEA A3, JASO MA (Empfehlung AGIP CITY HI TEC 4T Motoröl, jetzt ENI)

Gute Nacht
Mac-Vesp
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#7 Beitrag von vesposoph » Mo 6. Jan 2014, 00:40

Servus,

mag sein, daß ich hier falsch im Stoff stehe, aber eine Ölbadkupplkung läuft bei Rollern (Tmax, und auch der 350er Beverly) im Getriebeöl, also z.B. mit GEAR SAE 80 W 90 (Beverly).

Was in diesem Falle eine vermeintliche Freigabe von Motoröl in Verbindung mit Ölbadkupplungen zu tun hat, erschliesst sich mir nicht ganz.
Lasse mich aber gerne weiter aufschlauen.

Bei Deiner Duc ist doch die rasselnde Kupplung eh luftgekühlt! :mrgreen:

Gruß
Joachim
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#8 Beitrag von Mac-Vesp » Mo 6. Jan 2014, 01:17

vesposoph hat geschrieben:Servus,

mag sein, daß ich hier falsch im Stoff stehe, aber eine Ölbadkupplkung läuft bei Rollern (Tmax, und auch der 350er Beverly) im Getriebeöl, also z.B. mit GEAR SAE 80 W 90 (Beverly).
Hi Joachim,
ich kenne die beiden obengenannten Roller nur vom Namen, aber wenn die eine Kupplung haben sollten, die in eigenem Getriebeöl laufen (Sachen gibt's :shock: ), dann sind die ebenso unabhängig vom MOTORENÖL wie auch die Trockenkupplung meiner Vespa, die hinten völlig fett-und ölfrei auf der Wandlerseite sitzt. Die Getriebeinnereien laufen in eigenem GEAR SAE, ja, aber nicht die Kupplung.
vesposoph hat geschrieben:Was in diesem Falle eine vermeintliche Freigabe von Motoröl in Verbindung mit Ölbadkupplungen zu tun hat, erschliesst sich mir nicht ganz.
Lasse mich aber gerne weiter aufschlauen. Bei Deiner Duc ist doch die rasselnde Kupplung eh luftgekühlt! :mrgreen:

Gruß
Joachim
Ja, meine Ducati hat zwar eine scheppernde Trockenkupplung und somit bedarf die in der JASO MA dokumentierte Reibwertproblematik keiner Beachtung ...... aber ........ meine Ducati hat leider ein Getriebe, das mit im Motorenöl rotiert. Und dieser Umstand führt dazu, dass ich eben doch der JASO MA Beachtung schenken darf. Die Duc ist doch kein Auto, mensch Joachim :mrgreen: da darf kein PKW-Motoröl rein .... in meine Vespa möchte ich es mal kippen ..... hier ist der technische Aufbau gleich dem eines Autos. Sektion Motor mit eigenem Saft, Sektion Kupplung trocken, Sektion Getriebe mit eigenem Saft.

Jetzt aber a guads Nächtle
Hannes
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#9 Beitrag von nimmnenkeks » Mo 6. Jan 2014, 07:21

nicht alle Autos haben/hatten für Getriebe und Motor eigenen Saft.
Leute die ihren Cooper was Gutes tun wollten und Vollsynthetische Öle reingekippt hatten, machten später lange Gesichter :shock:
Selbst mit dem Querstrom 16V Kopf und 150 Hoppels musste man bei Mineralöl bleiben.

Gruß Keks

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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#10 Beitrag von Mac-Vesp » Mo 6. Jan 2014, 15:13

Werte Forumsmitglieder,

nun bin ich doch noch an Informationen gekommen, die mir meine anfangs gestellte Frage selbst beantworten lässt. (Mac-Vesp gibt nie auf)
Ich fragte mich, was die JASO-Norm noch beinhaltet, außer der Problematik mit Kupplungsrutschen bei in Ölbad laufenden Kupplungen und der Schmierung von Getrieben im gemeinsamen Motoröl. Diese beiden Problemfälle waren aber der Hauptgrund.

Allgemeines:

Die JASO-Norm wurde nötig, da im Laufe der Zeit die PKW-Öle aus Gründen der Kraftstoffeinsparung mit Additiven versetzt wurden, die aus dem herkömlichen Öl ein sogenanntes Leichtlauföl machten. Diese Additive (u.a. sogenannte Reibwertverminderer) setzten sich an den Kupplungslamellen der Ölbadkupplungen fest und besondere drehmomentstarke Motorräder quittierten dies mit Kupplungsrutschen bei Last. Außerdem wurden ebenfalls aus Gründen des Benzinsparens zunehmend immer niedrigere Viskositätsklassen für die PKW-Motoren entwickelt (z.B. SAE 0 W-30) die bei dem intergrierten Motorradgetriebe an den Zahnradflanken zu kleinen Materialausbrüchen führten (Pitting) Nicht umsonst hat spezielles Getriebeöl eine höhere Viskosität ( z.B. SAE 70-W80)

Reagiert haben die Motorradhersteller, bevor es die JASO-Norm gab, mit dem Verbot höherwertiger API-Klassen (nix mit API SH oder API SJ), manchmal sogar mit einem generellen Verbot der Nutzung von synthetischen Motorölen. Die Entscheidung war aber kontraproduktiv, da weder die API-Klassifizierung noch das Synthetik-Öl die Ursache für das Kupplungsrutschen war. Es waren die Additive (Reibwertverminderer). Es musste also eine neue Norm gefunden werden, die Anforderungen speziell für Motorrad-Motoröle berücksichtigt, die JASO wurde 1999 ins Leben gerufen.

So weit, so gut. Aber das wussten wir schon. Warum aber verlangt Piaggio bei unseren Variomatik-Vespen nun ein Motoröl, das die JASO MA-Norm erfüllt? Der Variomat hat weder eine Kupplung, noch ein Getriebe das im Motorenöl läuft. Die JASO muss demnach noch andere Kriterien verlangen. Und das tut sie auch. Und weiter geht's.


Die JASO-Spezifikation verlangt unter anderem eine generelle Qualität:

API: SE, SF, SG, SH oder SJ


Die JASO-Spezifikation beinhaltet unter anderem eine ACEA-Norm:

ACEA: A1, A2 oder A3


Die JASO-Spezifikation stellt besondere Eigenschaften an den Schmierstoff:

hohe Viskositätstabilität bei hohen Temperaturen und hohem Schergefälle (HTHS Viskosität)
hohe Verdampfungsstabilität
hohe Scherstabilität


Die JASO-Spezifikation fordert eine besondere Additivierung:

Additive zur Vermeidung von Ölschäumung


Die JASO-Spezifikation fordert eine Begrenzung von Detergentien:

Festlegung eines begrenzten Sulphatascheanteils (Metallsalze) zur Vermeidung von Glühzündungen


Die JASO-Spezifikation stellt besondere Eigenschaften hinsichtlich des Reibwertes:

hoher Reibwert für Ölbadkupplung - JASO MA
niedriger Reibwert für Ölbadkupplung - JASO MB


Hier einmal die Herstellervorschrift meiner Vespa S125

Synthetisches Öl SAE 5W-40, mit besseren Eigenschaften als API SL
Erfüllung der Normen: ACEA A3, JASO MA
Empfehlung: AGIP CITY HI TEC 4T Motoröl, jetzt ENI i-ride)

Das analysieren wir mal:

Synthetik-Öl ist klar, die SAE-Klassifizierung auch.

API SL: Mittlerweile sind die sehr guten Motorenöle bei API SN angelangt, JASO "erschlägt" bereits mindestens API SE bis hinauf zu API SJ. Hier legt Piaggio also noch was drauf. Somit wäre man mit einem API SL/SM/SN bestens bedient. Diese Norm erfüllen auch gute PKW-Motorenöle

ACEA A3: ist unter anderem auch in der JASO-Norm enthalten, aber was sagt diese aus? Piaggio gibt hier ausdrücklich "A3" und nicht "A1" oder "A2" an.
"A3" ist ein Premium-Motorenöl für 4-Takt-Benziner mit erhöhten Anforderungen in den Punkten:
Viskositätslagenstabilität (stay in grade), Scherstabilität, Verdampfungsverlust, Kolbensauberkeit und Verlackung. Auch diese Norm erfüllen mittlerweile viele PKW-Motorenöle

JASO MA: nachdem nun die Reibwertanforderung bei der Vario-Vespa keine Rolle spielt und die JASO bereits einige andere Normen abdeckt, bleibt eigentlich nicht mehr viel übrig. Es bleibt nur noch die Begrenzung des Sulphatascheanteils und die Additivierung gegen Ölschäumung. Ich bin mir sicher, dass man dies auch unter den (sehr guten) PKW-Ölen berücksichtigt hat. Die API-Klasse SH z.B. geht bereits auf das Kapitel "Ölschaumverhinderung" ein, die Klasse SJ stellt bereits erhöhte Anforderungen. Bezüglich des übermäßigen Entstehens der Sulphatasche muss man verhindern, dass man zu einem Motoröl greift, dem zuviel "Waschmittel" (Detergentien) zugesetzt wurde. (extrem viel hat z.B. ein LKW-Hochleistungs-Öl, da es Dieselruß-Partikel im Motorinneren abwaschen muss) Auch hier hilft die zu erfüllende Norm ACEA A3 weiter. Sie beinhaltet u.a. das Thema "Kolbensauberkeit"

Mein Fazit und bitte, es ist KEINE Empfehlung : (nicht dass noch wer meint, seinen kaputten Roller in meinen Hof schieben zu müssen)

Mit einer JASO-Freigabe (Motorrad-/Rolleröl) macht man gar nichts falsch, es deckt viele Normen ab, es ist lediglich noch auf den vorgeschriebenen SAE-Wert und auf die Eigenschaft des Öls zu achten (mineralisch, hc-synthetisch, teilsynthetisch oder synthetisch)
Geift man zu einem guten PKW-Motorenöl gleicher SAE-Klasse und Eigenschaft, sollte man zwingend die ACEA-Norm A3 und die API-Klassifizierung beachten. Evtl. findet man auch Angaben über einen nötigen, geringeren Anteil von Detergentien (Metallsalze wie z.B. Sulphonate, Phenate, Salicylate) im ausgesuchten Motoröl, damit unsere Vespen wegen der sich nach der Verbrennung bildenden Metallmoleküle nicht zum "Glühzünden" anfangen. Ein PKW-Motoröl, das besonders die Bedürfnisse für partikelbestückte Dieselmotoren abdeckt (ACEA C1/C2/C3) sollte somit nicht den Weg in den Motor einer Vespa finden. Auch würde ich kein Öl wählen, das die Normen ACEA A1/A2/A5/B1/B2/B5 erfüllt.

Genaue Info über die ACEA-Norm findet man hier:
http://de.wikipedia.org/wiki/Schmier%C3 ... zifikation

Einen schönen, katholischen Feiertag wünscht
Mac-Vesp
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#11 Beitrag von Mac-Vesp » Mi 8. Jan 2014, 07:25

Hallo Forum,

LiquiMoly hat tatsächlich via e-mail auf meine Frage geantwortet; sogar anzurufen haben sie versucht :klatschen:

Ich möchte Euch das Ergebnis nicht vorenthalten, deckt sich auch mit meinen Aussagen.


Sehr geehrter Herr Nachname

vielen Dank für Ihre Anfrage vom 04.01.2014 und Ihr damit verbundenes Interesse an unseren Produkten.

Sollte das Zweirad keine im Ölbad laufende Kupplung verbaut haben, kann problemlos auch ein PKW-Motorenöl verwendet werden. Die JASO MA bzw. JASO MA2 wird nur für Nasskupplungen benötigt.
In Ihrem Fall kann somit ein Öl mit der Freigabe ACEA A3 bzw. API SL verwendet werden. Empfehlenswert wäre hier unser Synthoil High Tech 5W-40 Art.Nr. 1306.

Wir hoffen Ihnen mit unserer Auskunft weitergeholfen zu haben.

Sollten Sie weitere Fragen zu unseren Liqui Moly Produkten haben stehen wir Ihnen sehr gerne zur Verfügung und verbleiben

Mit freundlichen Grüßen / Best regards

i. A.
Vorname, Nachname
application engineer
F & E / Anwendungstechnik

LIQUI MOLY GMBH
Jerg-Wieland-Straße 4, D-89081 Ulm

http://www.liqui-moly.de

Amtsgericht Ulm HRB 1383 | Geschäftsführer: Ernst Prost
Court of registration Ulm, HRB 1383 | Managing Director: Ernst Prost

LIQUI MOLY ist Deutschlands beliebteste Motorenöl-Marke !
LIQUI MOLY is Germany´s most popular motor oil brand !



Wenn meine zu Hause stehender 4 Liter Motorrad-Motorenölvorrat aufgebraucht sind, dann werde ich mal ein hochwertiges, vollsynthetisches PKW-Motoröl in meine kleine S125 füllen. Nicht wegen Sparwahn, sondern aus Interesse :genau:


Gruß in die Runde
Hannes
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#12 Beitrag von Mac-Vesp » Fr 4. Apr 2014, 18:31

Mac-Vesp hat geschrieben: . . . Wenn meine zu Hause stehender 4 Liter Motorrad-Motorenölvorrat aufgebraucht sind, dann werde ich mal ein hochwertiges, vollsynthetisches PKW-Motoröl in meine kleine S125 füllen. Nicht wegen Sparwahn, sondern aus Interesse :genau: . . .
Hallo Forum,

wie versprochen nun der "Selbstversuch"

Ich denke, wenn ich schon ein Auto-Öl in den Roller kippe, dann muss es ein richtig gutes sein. Sehr viel habe ich mich die letzten Tage mit diversen technischen Datenblätter verschiedenster Motorenöle auseinandergesetzt. Mein Favorit ist nun das Motul-Öl, 8100 X-Cess. Was in einen Ferrari und in den Porsche darf, ist auch für die Vespa gut.

SAE 5W40 ---- passt
100% Synthetik ---- passt
API SN ---- momentan Spitzenreiter
ACEA A3/B4 ---- genau richtig
HTHS-Visko: ---- annehmbar hoch (ACEA A3-typisch)
JASO ---- nicht erfüllt, aber für die vespa-typische trockenlaufende Kupplung auch nicht nötig

Werde berichten, wenn mir nun die Vespa um die Ohren fliegt :mrgreen:

Gruß
Hannes

Technisches Datenblatt: http://www.motul.com/system/product_des ... 1391497322

Bild
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#13 Beitrag von Mac-Vesp » Sa 5. Jul 2014, 09:26

Mac-Vesp hat geschrieben:
Mac-Vesp hat geschrieben:

Werde berichten, wenn mir nun die Vespa um die Ohren fliegt :mrgreen:
Seit nunmehr 1300 km mit "Auto-Öl" im Roller keine negativen Auswirkungen bemerkbar, schnurrt wie am ersten Tag 8-)
Ob es Mehrwert hat, kann ich nicht sagen. Ölverbrauch, wie vorher auch, nicht messbar, Öltemperatur ebenfalls die gleiche.
Vielleicht sollte ich mal den Benzinverbrauch im Auge behalten ..... wird nachgeliefert.

Nice Weekend
Hannes
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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#14 Beitrag von kölle-st18 » Sa 5. Jul 2014, 10:19

Mac-Vesp hat geschrieben:
Mac-Vesp hat geschrieben:
Mac-Vesp hat geschrieben:

Werde berichten, wenn mir nun die Vespa um die Ohren fliegt :mrgreen:
Seit nunmehr 1300 km mit "Auto-Öl" im Roller keine negativen Auswirkungen bemerkbar, schnurrt wie am ersten Tag 8-)
Ob es Mehrwert hat, kann ich nicht sagen. Ölverbrauch, wie vorher auch, nicht messbar, Öltemperatur ebenfalls die gleiche.
Vielleicht sollte ich mal den Benzinverbrauch im Auge behalten ..... wird nachgeliefert.

Nice Weekend
Hannes
Da wird auch nichts negatives bei rauskommen.
Ich werd beim nächsten Ölwechsel auch auf PKW-Öl umsteigen.
Alle meine Beiträge wurden von mir nach bestem Wissen und Gewissen verfasst.
Wer nach meinen Beiträgen vorgeht, macht dies ausdrücklich auf eigene Gefahr.
Wartung und Reparaturen besonders an Bremssystem,
Fahrwerk sollten ohnehin nur in einer Fachwerkstatt durchgeführt werden.

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Re: Warum ist eine JASO-MA-Freigabe für Variomatik-Vespen nö

#15 Beitrag von Mac-Vesp » Sa 5. Jul 2014, 10:42

kölle-st18 hat geschrieben: Ich werd beim nächsten Ölwechsel auch auf PKW-Öl umsteigen.
Darf ich wissen, warum?
Ist das der Grund? http://www.vespaforum.de/viewtopic.php? ... 09#p390109

Gruß
Hannes
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