Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

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Titus Flavius
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Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#1 Beitrag von Titus Flavius » Sa 11. Nov 2017, 16:24

Ja, Freunde, das hab’ ich mir vor gar nicht so langer Zeit auch nicht träumen lassen, daß ich im g’standenen Pensionisten-Alter nochmal eine Fahrprüfung - und dann noch dazu eine Motorradprüfung - absolvieren werde.
Meinen alten „3er“-Führerschein habe ich vor ziemlich genau einem halben Jahrhundert erworben - ich weiß es noch genau - es war ein strahlender „Blauer Wiesn-Montag“ damals.
In jenen fernen Tagen wurden die Mitarbeiter der Münchner Stadtverwaltung von ihrem Arbeitgeber am 2. Wiesn-Montag nach der Arbeit am Vormittag traditionell für den Rest des Tages zu einem feuchtfröhlichen Oktoberfestbesuch eingeladen. An so einem Montag-Morgen traten 8 Frauen und 2 Männer zur Auto-Fahrprüfung an. Nach kurzer Zeit waren davon 7 Frauen durchgefallen, der Prüfer tobte und schimpfte mit dem Fahrlehrer, während ich ihn als letzter Kandidat durch die Stadt von Schwabing nach Laim kutschieren durfte. Ein unvergeßliches Erlebnis!
Immerhin bekam man damals zum 3er eine ganze Menge geschenkt: Fahrerlaubnis für 7,5 t-Transporter, Traktor, Pkw mit Anhänger u.v.m. und auch den heute „A1“ genannten Motorradführerschein bis 125 ccm-Hubraum.

Nach vielen Jahren der Roller-Abstinenz brach dann vor einiger Zeit bei mir wieder der Vespa-Virus aus und dieser geschenkte A1 war von großem Nutzen. Doch wie es so ist, recht bald erwacht der Wunsch auch einmal eine GL 150 oder eine PX 200 oder auch eine GTS 300 fahren zu dürfen. Also wird hin- und her überlegt: soll ich mir diesen Streß einer Ausbildung zum „Aufsteiger A2“ nochmal antun oder nicht, die Familie war dafür und fand die Idee mega-cool, im Freundeskreis war man eher skeptisch: „je oller, je doller“! Anfang September stand ich dann im Büro einer nahen Fahrschule und meldete mich an. Die erste Ernüchterung kam prompt: „eine 300er-Vespa ist nicht als Prüfungsfahrzeug zugelassen“ und „Sie wollen doch nicht die Einschränkung auf Automaten im Führerschein stehen haben“. Nein, wollte ich nicht! Mein Schulungs-Motorrad wurde dann eine ältere Honda CBF 600, gedrosselt auf 48 PS.
Es war schon ein komisches Gefühl zum ersten Mal auf einem Motorrad zu sitzen! Und dann das zuvor gefürchtete ungewohnte Schalten und Bremsen! Doch die Honda war brav und steckte gutmütig alle Unzulänglichkeiten des Fahrschülers weg und schon beim 2.Fahrtermin tönte die Stimme des Fahrlehrers aus dem Funkgerät am Ohr: „wenn da 100 km/h steht, wollen wir auch 100 km/h fahren“!
Fleißig wurden die 4 vorgeschriebenen Fahrübungen trainiert - es ging jedesmal besser. Trotzdem: eine schweißtreibende Unternehmung!

Der Prüfungstermin war dann an einem trüben Novembertag. Ich erklärte dem älteren Herrn, der sich mir als Prüfer vorgestellt hatte, die diversen Funktionen eines Motorrads und schon ging’s los.
Was so scheinbar entspannt und gemütlich begonnen hatte, wurde gleich beim Anfahren schlagartig ernst. Spiegel einstellen, dann Kupplung-1.Gang-Blinker-Schulterblick - man hat es ja drauf.
Schon die Durchfahrt durch’s Städtchen hatte es in sich. Kleine unübersichtliche Straßen durch Lieferverkehr eingeengt, Schulterblick, Blinker rein - Blinker raus, schalten, Schulterblick, stop and go, schalten, Gas geben, Schulterblick - es war doch gut, ein paar Fahrtermine mehr als unbedingt nötig zu nehmen!
Auf einem abgelegenen Bauernstraßerl, dort wo Oberbayern am Schönsten ist, waren die Hütchen aufgestellt - alle 4 Übungen wurden fehlerlos absolviert.
Auch die Rückfahrt war durchaus ambitioniert: durch Traktoren verdreckte, rutschige Straßen, 50 km/h-Abschnitte im Wechsel mit 30 km/h-Zonen, ständig rechts-vor-links mitten im Wohngebiet und ja kein Stop-Schild übersehen! Und hinten im Auto der Prüfer, der klar die geforderten Schulterblicke und das Einhalten der Geschwindigkeitsangaben durch Aufleuchten des Bremslichtes erkennen möchte.
Irgendwann einmal ist aber auch die längste Prüfungsfahrt zu Ende und zum ersehnten A2 gab’s sogar noch ein Lob des Prüfers: „Sie san ja ein erfahrener Autofahrer“.

Fazit: gelohnt haben sich die Mühen auf jeden Fall, Aussprüche wie „ach, da muß man ja nur 4 Übungen vorführen“ beschreiben die Sachlage nur äußerst unzulänglich. Gefordert wird eine sichere und selbständige Handhabung der Maschine in allen nur denkbaren Verkehrssituationen, was - zumindest bei mir - eine großzügig bemessene Anzahl an Fahrterminen erforderte. Darüberhinaus ergeben sich bei den Fahrten im Hügelland immer auch Situationen, wie sie eigentlich erst im Prüfungsprogramm „A unbegrenzt“ vorgeführt werden müssen, wie z.B. „Anfahren am Berg“.
Auch wichtig: es wird das Tragen einer kompletten Motorrad-Montur erwartet: Jacke mit Rückenprotektoren, Hose mit Knieschutz, Stiefel. Der Helm muß natürlich zertifiziert sein. Ob ein Jet-Helm zugelassen wird, entscheidet der Prüfer - deshalb lieber gleich einen Integralhelm benützen.
So, und jetzt freue ich mich auf die PX 200 E und eine GTS 300!
Cari saluti!
Titus Flavius

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lech12
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#2 Beitrag von lech12 » Sa 11. Nov 2017, 16:56

Gratuliere! Schön beschrieben! Mir ging es vor 4 Jahren ähnlich, wobei ich ca. 20 Jahre jünger bin als Du, aber die Geschichte, die Du beschreibst, kommt mir sehr bekannt vor! Allzeit gute Fahrt!
Gruß lech12
P.S.: ich habe allerdings den A unbegrenzt gemacht! Was man hat man.

Schorsch
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#3 Beitrag von Schorsch » Sa 11. Nov 2017, 17:32

Vor 50 Jahren hättest Du das mit 2 - 3 Fahrstunden auf einer richtigen blechernen Vespa für ein paar Märker zum 3er mitnehmen können.

Aber besser spät als nie, schon weil Du jetzt im richtigen Zweiradfahreralter bist.

Schorsch

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Vilstaler
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#4 Beitrag von Vilstaler » Sa 11. Nov 2017, 17:42

Das ist ja eine schöne Erzählung - bravo :klatschen:

Find ich ja echt prima das Du Dich da hast nicht lumpen lassen und das Ding durchgezogen hast. Na dann herzlichen Glückwunsch zum bestanden ja was nun? Lappen kann man ja nicht mehr sagen - äähm ja,- dem Eintrag mein ich den A2 :D

Servus und Gruß! ;)

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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#5 Beitrag von derLimburger » Sa 11. Nov 2017, 18:22

Titus Flavius hat geschrieben: ......tönte die Stimme des Fahrlehrers aus dem Funkgerät am Ohr: „wenn da 100 km/h steht, wollen wir auch 100 km/h fahren“!
:lol:
Das hab ich Spätberufener auch noch im Ohr !

Alles richtig gemacht; viel Spaß beim entspannten Dahinrollern !
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#6 Beitrag von Jürmker » Sa 11. Nov 2017, 19:28

Salve Titus Flavius,
willkommen im Club.
Ich hatte den Vorteil, dass meine Eltern 1972 nicht nur den Autoführerschein bezahlt haben, sondern auch den "großen" Motorradführerschein gleich mit.
Nach der Fahrschule bin ich dann nur noch Auto gefahren bis zum Jahr 2000.
Dann Urlaub auf Kreta, 80er Moped ohne Helm. Nach dem Urlaub habe ich mir eine Zip 50 gekauft, Im nächsten Jahr eine Sfera 80 und dann einen Skipper 125. Im Jahr 2005 dann eine Gt 125.
2008 kam dann eine GT 200. Zur Zeit habe ich zwei davon..
Gruß
Uli
It's not the speed that kills, it's the sudden stop.

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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#7 Beitrag von Chiemseevespe » Sa 11. Nov 2017, 19:31

Dann gratuliere ich auch zum Lappen. Bin mal gespannt, was für eine Vespa es wird.

Gruß, Achim

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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#8 Beitrag von mikesch » Sa 11. Nov 2017, 19:46

Glückwunsch zum A2er Lappen.
Nach deiner Geschichte habe ich noch mehr Respekt vor der Prüfung.
Habe auch schon überlegt. BJ54.
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Vespa fahren der sinnigste.

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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#9 Beitrag von Michel » Sa 11. Nov 2017, 21:08

Mensch, lieber Elmar, das ist ja Klasse! :D
Meinen herzlichen Glückwunsch zum bestandenen A2! :klatschen: :gitarre:

Deine Schilderung erinnert mich sehr an meine eigene Fahrprüfung vor ein paar Jahren, nur dass Du die Prüfung offenbar sehr souverän gemeistert hast!

Dann bin ich gespannt, auf welchem Gefährt wir uns hoffentlich bald in der neuen Saison wieder sehen!

Ich freu mich schon! :vespa:

Sei herzlich gegrüßt, Michel
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#10 Beitrag von Mellie » Sa 11. Nov 2017, 21:17

Hat mein Papa letztes Jahr mit 65 auch spontan gemacht! Freut sich immer wenn ich die 300 er ned fahr und ehr kann. Ansonsten freut er sich über unsere gemeinsamen Touren
Nimm dir Zeit zu lachen - das ist die Musik der Seele ( aus Irland)
denn Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag :D
(Charlie Chaplin)


In den Himmel will ich gar nicht! ...da kenn ich ja keinen....

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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#11 Beitrag von Oller Roller » So 12. Nov 2017, 01:28

Glückwunsch zur bestandenen Fahrprüfung und Respekt vor Deiner Leistung!!!! :klatschen:
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#12 Beitrag von Vilstaler » So 12. Nov 2017, 06:29

Schneid hod´a hoid g´habt - wie man in Bayern zu sagen pflegt :genau:
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#13 Beitrag von Wenne » So 12. Nov 2017, 08:32

Es ist ja schon gut, wenngleich auch in gewisser Weise ungerecht, ;) dass die "alten Säcke" bis 125 ccm fahren dürfen. :mrgreen:
Natürlich ist es ungleich besser, wenn du dann auch die großen Mopeds fahren darfst. :genau:
Glückwunsch zum bestandenen Upgrade. :elefant:

Viele Grüße
Wenne
Was ist eigentlich eine "T5"?
http://www.vespaforum.de/viewtopic.php?f=19&t=9329

Meine 1972-er Fahrschul-Vespa-Sprint
http://www.vespaforum.de/viewtopic.php?f=20&t=19763

Einbau i.e.-Motor in Vespa ET4
http://www.vespaforum.de/viewtopic.php?f=11&t=14574

Ein netter Bausatz im Maßstab 1:1
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#14 Beitrag von derLimburger » So 12. Nov 2017, 08:37

Wenne hat geschrieben:Es ist ja schon gut, wenngleich auch in gewisser Weise ungerecht, ;) dass die "alten Säcke" bis 125 ccm fahren dürfen. :mrgreen:
Viele Grüße
Wenne


Uffbasse ! ;)
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Re: Vom Abenteuer, eine Fahrprüfung (A2) abzulegen

#15 Beitrag von Veterano » So 12. Nov 2017, 09:44

Sehr schöner Bericht - Gratulation zur bestandenen Prüfung.

Ich habe mich sofort an meine Prüfung im Jahre 1960 erinnert.
In 1959 bin ich mit der eigenen Hoffman-Vespa, 125 ccm, zum
Fahrschulunterricht gefahren. (Bitte nicht verraten ! ). Ich habe
damals den Auto-und Motorradführerschein gemacht. Shulungs-
Fahrzeuge waren ein Opel Rekord und eine Lambretta. Bei der
PKW-Prüfung bin ich ca. 3 km gefahren mit anschließendem
rückwärts einparken. Mit der Lambretta mußte ich auf einem
Parkplatz eine " 8 " fahren. Sofort wurde mir vom Prüfer der
Führerschein übergeben. Dieser schaute sehr vedutzt als er
beobachtete wie ich mit meiner Hoffmann´- Königin davonfuhr.

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